Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik, www.luftdicht.de

LÜFTUNGSLOGGER-NEWS 2020-15 14.01.2020

 

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
dies sind die Lüftungslogger-News Nr. 15 mit Nachrichten zum Lüftungslogger-System von www.luftdicht.de. Mit diesem Newsletter
informiere ich Sie über Neuerungen.

Einen Dienstleister für Raumklimamessungen in Ortsnähe finden Sie mit Hilfe der Raumluft-Gutachter-Karte

 

Die Lueftungslogger-News gefallen Ihnen? Kollegen in Ihrem Netzwerk freuen sich über einen Tipp von Ihnen.

Das aktuelle Exemplar der Lüftungslogger-Excelmappe hat die Versionsnummer 2020-12


1.) Ergebnisse zum "Rätsel zum Jahresanfang"

Die Deutung von Raumklimaverläufen ist mitunter nicht ganz einfach. Zu den drei markierten Punkten konnten Sie Kommentare hinterlassen. Soviel war bekannt: Es handelt sich um ein Bad mit einer Badewanne. Dargestellt ist der Verlauf eines Tages Ende Oktober 2019. Es tritt immer wieder Schimmel auf.
Die Frage war: Was ist hier zu beobachten?

Es gab
8! Beteiligungen: Die eingegangenen Kommentare habe ich unten auf der Seite zusammengestellt. Zu den Kommentaren
Ich finde sie sind lesenswert und lehrreich. Danke an alle Teilnehmer!

 

Hier gebe ich noch einige weitere Informationen zu dem Messauftrag.

Ich hatte für das Rätsel nur die Raumklimadaten dargestellt. In Wirklichkeit hatte ich aber auch die Oberflächentemperatur an der Schimmelstelle in der Nähe vom einzigen Fenster im Bad aufgezeichnet. Weitere Lüftungsmöglichkeiten gab es nicht.
 
Logger an Schimmelstelle

So war es möglich, vom Raumklima und der Oberflächentemperatur mittels der Lüftungslogger-Excelmappe den aw-Wert an der Schimmelstelle abzuleiten.
Der aw-Wert (rechte Werte-Achse) hatte in der Lupendarstellung folgenden Verlauf:
 
   
Am betrachteten Tag 28.10.2019 konnte sich an der Schimmelstelle etwa für eine Stunde um 9:00h herum Kondensat bilden und über 1,42 Stunden lang war der schimmelkritische aw-Wert 0,8 überschritten.

Die folgende Gesamtauswertung zeigt, dass die Schimmelgefahr im späteren Teil der Aufzeichnung wesentlich krasser ist. Dort gibt es Tage, an denen über bis zu 24 Stunden gute Schimmelwachstumsbedingungen herrschten (siehe "Abschnittsstatistik"):

Die benutzten Auswertungen und Darstellungen sind nur einige der vielfältigen Möglichkeiten der Lüftunglogger-Excelmappe.

2.) Fehlerkorrektur
Immer wieder werden Verbesserungen an der Excelmappe vorgenommen. Ich bin froh über jeden Hinweis auf Verbesserungsbedarf und möchte mich bedanken für alle wertvollen Hinweise aus der Vergangenheit!

Ab Version 2020_7 hatte sich ein "Problem in die Excelmappe eingeschlichen": Die Abschnittsdiagramme wurden erst nach einem zweiten Durchgang der Diagrammerstellung mit einer korrekten Achsendimensionierung dargestellt. Leider habe ich den Fehler erst bei der Vorbereitung dieses Newsletters entdeckt. Er ist jetzt in der aktuellen Version 2020_12 behoben.

Damit Sie sich nicht an diesen Missstand gewöhnen, ist ein Download der aktuellen Version ist sehr zu empfehlen:

https://www.luftdicht.de/lueftungslogger-bibliothek/dokumente.htm#download

 

3.) Workshop zur Benutzung der Lüftungslogger-Excelmappe
Für die Einarbeitung in die Benutzung der Lüftungslogger-Excelmappe haben eintägige Workshops sich bewährt.
Ich plane wieder solche Termine und führe zur Zeit eine Abfrage zur Interessenserkundung durch. Bei Interesse besuchen Sie bitte die Abfragen unter

https://www.luftdicht.de/lueftungslogger-bibliothek/workshops.htm .

Es ist noch keine Anmeldung. Sie können auch mehrere Punkt anhaken.
 

Bestellung / Abbestellung
Sie erhalten die Lüftungslogger-News, weil Sie sich dafür angemeldet haben. Aus dem Verteiler können Sie sich über folgendes 
Formular auf meiner Internetseite austragen, wenn Sie sie nicht mehr erhalten möchten.

 

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Herausgeber:
Herbert Trauernicht, zertifiziert nach ISO 20807 für die Gebäude-Luftdichtheitsprüfung
Fa. Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik
Eddenwiese 11
31319 Sehnde
Tel.: 05132  93728
E-Mail:
htrauernicht@luftdicht.de
Internet:
www.luftdicht.de
Karten: www.luftdicht.de/karten.htm
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Eingegangene Kommentare "Rätsel zum Jahresanfang"

Vielen Dank für die zahlreichen Einsendungen. Selbst Teilnehmer, die die Lüftungslogger-Excelmappe noch gar nicht anwenden, waren dabei! Ich konnte in der Raumluft-Gutacher-Karte zwei Flammen vergeben.

Teilnehmer A
Zu Marke 1: Es wird wärmer, das Badezimmer wird kurzzeitig genutzt. Entweder erwärmt sich der Raum durch vermehrte Heizleistung oder warmen Wasserdampf (Position des Loggers beachten).

Zu Marke 2: Aktive Feuchteproduktion beginnt (duschen oder baden).

Zu Marke 3: Der Raum feuchtet sich auf, eine Entfeuchtung durch Fensterlüftung findet nicht statt. Gibt es ein Fenster oder eine Hamburger/Berliner Lüftung? Bei innenliegendem Bad den Lüfter auf Verschmutzung prüfen.

Teilnehmer B
Zu Marke 1: Um 8 Uhr morgens wird die Heizung für 15 Minuten angestellt, und um (:15 wieder abgestellt. Das Heizungssystem ist erkennbar hydraulisch nicht abgeglichen.

Zu Marke 2: Um 8:05 wird in der Badewanne geduscht, bei geschlossenem Fenster. Um 8:20 wird das Fenster auf Spalt geöffnet bis 9:30 Uhr. Anschließendes Abtrocknen der feuchten Wanne und Fliesen bei geschlossenem Fenster.

Zu Marke 3: Da das Fenster luftdicht ist, keine Abluft und kein FFL vorhanden ist, sorbiert der Putz die Feuchte und resorbiert sie den Tag über, was zu einer dauerhaft erhöhten Raumluftfeuchte führt. Um 21:30 wird nochmals kurz das Fenster geöffnet.

Für einen Tag Ende Oktober ist die RLF mit rund 60% über den Tag (gemessen mit einem nicht geeichten Gerät großer Toleranz) noch normal. Wenn es also immer wieder schimmelt (Wo?) dann möglicherweise über der Badewanne, denn dort wird erkennbar geduscht und nicht gebadet, was zu einer übermäßigen Befeuchtung nicht gekachelter Flächen führt.

Wenn man natürlich so wenig Infos hat, kann man auch keine saubere Diagnose stellen.

Teilnehmer C
Zu Marke 1: Badewasser wird eingelassen: Raumluftfeuchte und Raumtemperatur gehen hoch.

Zu Marke 2: Nachdem vorher das Badewasser abgelassen wurde, wird zum Wohnraum hin gelüftet, wodurch die Luftfeuchtigkeit stark sinkt und die Raumtemperatur auch, aber nicht so stark. An der Marke 2 wird die Tür zum Wohnraum wieder geschlossen und die Restfeuchte im Bad (v.a. Badetuch und feuchte Oberflächen) geht in die Raumluft über, wodurch die Luftfeuchtigkeit wieder steigt. Die Raumtemperatur sinkt im zu niedrig beheizten Raum weiter ab auf den Wert 18,5 °C. Entweder ist der Raumthermostat zu niedrig eingestellt oder das Bad wird gar nicht aktiv beheizt, sondern nur durch Raumverbund bzw. durch die umliegenden Räume über die Wände.

Zu Marke 3: Die Luftfeuchtigkeit sinkt nur langsam weiter ab, da die Oberflächen keine weitere Feuchtigkeit aufnehmen. Die Raumtemperatur verbleibt auf dem niedrigen Gleichgewichtsstand von 18,5 °C.

Teilnehmer D
Zu Marke 1: ausgedehntes Wannenbad mit kurzem aufheizen des Raumes

Zu Marke 2: Im Bad ein kurzer Lüftungsvorgang, Heizung aus

Zu Marke 3: feuchte Badetücher werden im Bad getrocknet, geringer Feuchteaustausch mit den übrigen Wohnräumen durch über/unterströmen von Zimmertür, daher ggf. der geringe Abfall der Feuchte im Laufe des Tages erklärbar.

Teilnehmer E
Zu Marke 1: Raumtemperatur T1 und Rel. Feuchte F1 steigen durch Einlassen des Badewassers an.

Zu Marke 2: Durch Lüftung fallen Raumtemperatur T1 und Feuchte F1 rapide ab. Sie steigen aber durch verdunstendes Wasser nach der Lüftung sehr schnell wieder an auf Werte, die deutlich über den Werten vor der Badbenutzung liegen.

Zu Marke 3: Nach dieser Badbenutzung scheint zu wenig gelüftet worden zu sein. Dadurch hält sich die Feuchte über Stunden auf einem hohen Niveau.

Teilnehmer F

Zu Marke 1: Beginn Duschen im mäßig beheizten Bad

Zu Marke 2: Circa 1 Stunde gelüftet vermutlich mit gekipptem Fenster

Zu Marke 3: Bei geschlossenem Fenster stellt sich eine Feuchtigkeit von ca.60-65% ein, vermutlich im Bereich der kühleren Fensterleibung könnte es zu Schimmelbildung kommen.

Teilnehmer G
Zu Marke 1: Temperatur nimmt um ca. 3 K zu und gleichzeitig - trotzdem - die Relativfeuchte. Der Feuchteanstieg erfolgt sogar wenige Minuten zuvor. Schlussfolgerung: Die Erwärmung kommt durch Nutzung des Warmwassers (Dusche oder Wannenbad). Der Feuchteanstieg währt nur etwa 20 Minuten. Ein Bad dauert üblicherweise länger, also wurde vermutlich - ausgiebig - geduscht. Beheizt wurde allerdings nicht, sonst wäre  der T-Anstieg erstens langsamer und zweitens nachhaltiger.

Zu Marke 2: Mit Beendigung des Duschens (um 8.30) endet die Feuchtezufuhr durch zerstäubendes Wasser. Luftfeuchte würde jetzt in geringem Umfang durch Oberflächen (Möbel, Decke, Wände) absorbiert - bei einem Bad allerdings nur geringfügig, eher würden diese Oberflächen betauen. Die schnelle Feuchtereduzierung führe ich also auf Kipplüftung zurück. Stoßlüftung ist nicht plausibel, denn dabei wäre eine untere Temperaturspitze zu erwarten. Am Umkehrpunkt (Unstetigkeit) der F-Kurve wurde das Fenster geschlossen. Die Relativfeuchte steigt jetzt nur noch wenig und asymptotisch, entsprechend der Abkühlung der Luft. Denkbar ist auch, dass auch nur die Badtür bis 9.30 geöffnet war. Um diese beiden Vorgänge (Kipplüftung oder Lüftung in die Wohnung) zu unterscheiden, müsste man die Außentemperatur kennen.

Zu Marke 3: Durch Spaltlüftung verringert sich die Feuchte nur noch wenig und langsam. Vermutlich sind die Bewohner aushäusig, sonst wäre hin und wieder T-Schwankung zu erwarten.

Sonstiges: Ich benutze immer ergänzend Logger für Außenlufttemp. und Heizkörpertemp. für eine sicherere Deutung. Außerdem verwende ich nicht die Kurve der Relativ-, sondern die der Absolutfeuchte.

Es wäre schön, wenn ein Algorithmus diese Verläufe deutet und ausweist!!!

Teilnehmer H
Zu Marke 1: Es wird geduscht bzw. ein Vollbad genommen.

Zu Marke 2: Am Wendepunkt (ca. 8:20 Uhr) wird gelüftet bis ca. 9:30 Uhr. Aufgrund der langen Zeit könnte es sich um Kipplüftung handeln. Vielleicht ist auch nur die Tür zum Flur offen gelassen worden?!?

Zu Marke 3: Hier wird die Heizung etwas höher "gedreht", die Temp. steigt, die rel. LF sinkt.

Sonstiges: Die Raumtemperatur und damit die Temp. der Oberflächen ist als gering einzustufen, die Raumtemp. sollte i.A. erhöht werden. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Altbau mit schlecht gedämmten Außenbauteilen.

Lösung: Temperatur erhöhen, Lüftungsanlage einbauen, um die Luftfeuchte konstant zu halten bzw. zu minimieren.